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Wissen und Unwissen


WISSENSEXPLOSION
Die weltbekannte Bibliothek von Alexandria umfasste im Jahre 200 vor Christus nahezu 700.000 Buchrollen. Im Jahre 2007 - also rund 2.200 Jahre später - wuchert die grösste Wissenssammlung der Welt, die "Library of Congress" in Washington D.C., mit mehr als 112 Millionen Büchern und Dokumenten über Regalbretter von 857 Kilometer Länge. Auf der Online-Enzyklopädie Wikipedia können nahezu 6 Mio. Artikel in englischer Sprache zu allen erdenklichen Themen abgerufen werden. Einst besassen Universalgelehrte wie Sokrates, Da Vinci und Newton noch einen grossen Teil des menschlichen Wissens. Heute versteht ein Mathematiker die Rechnungen seines Kollegen nicht mehr. Der naturwissenschaftliche Lehrstoff an den Universitäten muss alle zehn Jahre neu geschrieben werden. Zwischen 1800 und 1900 hat sich das Wissen der Menschheit verdoppelt, zwischen 1900 und 2000 verzehnfacht. Alle vier Minuten gibt es heute eine neue medizinische Erkenntnis, alle drei Minuten wird ein neuer physikalischer Zusammenhang gefunden, jede Minute eine neue chemische Formel. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass sich das Wissen der Welt etwa alle fünf bis zwölf Jahre verdoppelt, wobei sich diese Rate noch beschleunigt. Wissen wird heute in immer kürzerer Zeit geschaffen, gleichzeitig steigt die Verbreitungsgeschwindigkeit. Für eine bestimmte Datenmenge, die heute in einer Sekunde global übertragen werden kann, benötigte man 1997 noch 30 Tage. Nicht nur neues Wissen wird produziert, es entstehen auch laufend neue Wissensgebiete, wie z. B. die Genetik, die Stammzellenforschung oder die Nanotechnologie. Wissen kann heutzutage mittels mobiler Telefone von jedermann gratis und von entlegensten Winkeln des Planeten abgerufen werden.

Die Naturwissenschaften erforschen die belebte und die unbelebte Natur, während die Humanwissenschaften sich mit dem Menschen als Forschungsobjekt befassen. Die wichtigsten Wissensgebiete der Naturwissenschaften sind Astronomie, Geologie, Paläontologie, Biologie, Chemie und Physik, diejenigen der Humanwissenschaften Psychologie, Pädagogik, Soziologie, Humanmedizin, Ethnologie, Archäologie, Paläoanthropologie, Geschichte, Geographie, Politik, Wirtschaft, Finanz, Recht. Die Anwendung der Natur- und Humanwissenschaften findet ihren Niederschlag in Disziplinen wie die Mechanik, Elektronik, Informatik, Robotik, Agrartechnik, Biotechnologie, Architektur, Umwelttechnologie, Medizinaltechnik, Pharmatechnik…

Wissen entsteht durch theoretische und praktische Forschung, sowie durch technologischen Fortschritt. Das Instrument der Naturwissenschaften, die Mathematik, beruht auf die Fähigkeit des Menschen zum abstrakten Denken. Dank der Mathematik sind Wissenschaftler in der Lage, Gesetzmässigkeiten der Natur zu erforschen und sie in Formeln zu fassen. Es scheint eine enge Verwandtschaft zwischen der wahrnehmbaren Natur und den mathematischen Gleichungen zu geben. So wurde zum Beispiel die Antimaterie auf dem Papier entdeckt und erst später in der physikalischen Welt nachgewiesen. Wissenschaftler wie Newton, Einstein, Darwin oder Watson haben neue Theorien entwickelt und dabei unser Weltbild grundlegend verändert. Auch die Technik hat sich laufend weiter entwickelt: Teilchenbeschleuniger in riesigen Anlagen simulieren Zustände der Materie, wie sie kurz nach dem Urknall vorzufinden waren. Die Spektroskopie zeigt die chemische Zusammensetzung von fernen Objekten auf. Hochleistungscomputer simulieren komplexe Prozesse in der Physik, in der Chemie und in der Biologie und machen aufwändige Experimente im Labor überflüssig.