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​Yogapsychologie​


Es könnte sein, dass Spiritualität vor 3'500 Jahren während dem vedischen Zeitalter auf dem indischen Subkontinent aufgetreten ist. Die damaligen Rishis oder "Seher" haben sich auf einen Weg der Erkenntnisgewinnung begeben, der aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar ist. Sie haben weder Werkzeuge noch Messinstrumente benutzt, und doch haben sie geforscht und ein Wissen über grundlegende Fragen des menschlichen Daseins zu Tage gebracht.

Die Essenz dieses Wissens ist in den Upanishaden, in den Yoga-Schriften und in den Kommentaren von Gelehrten vorzufinden. Die grundlegendste Erkenntnis der alten vedischen Seher ist die Entdeckung eines Zustandes des menschlichen Bewusstseins, welches als Moksha, Kaivalya, Nirvana oder Turiya bezeichnet wird. Diese Idee ist mit ihren Implikationen derart revolutionär, bahnbrechend, atemberaubend, schwindelerregend, dass sie sämtliches vorhandenes Wissen gänzlich auf dem Kopf stellt. Nichts von dem was wir wissen (oder glauben zu wissen) bleibt erhalten, wenn man sich eingehend mit diesem Thema befasst.
 
Obwohl es früher als esoterisch (also geheim) galt, ist dieses Wissen heutzutage frei zugänglich. Die Upanishaden und viele diesbezügliche Kommentare sind im Internet abrufbar. Es ist jedoch dermassen schwierig zu vermitteln und zu verstehen, dass es heute wohl – jedenfalls in der modernen Welt – als verlorenes oder vergessenes Wissen betrachtet werden muss. Für die westliche Welt ist das Konzept der Erlösung eine fremdartige Vorstellung. Es wird oft als egoistisches Unterfangen und Versuch eines Entrinnens aus den Schwierigkeiten des Alltags verstanden, die Karmatheorie als Resignation gegenüber dem individuellen und kollektiven Schicksal. Hier tut sich ein kultureller Graben auf. Diesen zu überwinden dürfte in der Tat eine rechte Herausforderung sein für denjenigen, der sich an dieses Unterfangen wagen würde.
 
Ich habe mich entschlossen, diese Herausforderung anzunehmen. Seit bald vierzig Jahren beschreite ich nun den Yoga-Weg, das Endziel habe ich nicht erreicht. Ich nehme aber für mich in Anspruch, die Lehre des Yogas ein Stück weit verstanden zu haben. Die Wortkombination „Yogapsychologie“ soll darauf hinweisen, dass ich das Wissen des Yoga  (eine Lehre aus dem Osten) in den Begriffen der Psychologie (eine Wissenschaft des Westens) formulieren werde.
Anders gesagt liegt der Sinn dieser Website darin, den Kern des spirituellen Wissens in einer verständlichen Art zu kommunizieren. Ich kann Ihnen keinen Fähigkeitszeugnis oder Qualitätssiegel in Spiritualität vorweisen. Diese gibt es in diesem Bereich nicht. Es liegt an Ihnen zu beurteilen, ob Sie aus dieser Website irgendeinen Nutzen ziehen können.
 
​Zweifelsohne ist Yoga im Hinduismus und dessen bunter Götterwelt eingebettet. Wenn man sich in Indien in einen Ashram begibt, hängen Bilder von Krishna, Shiva, Lakshmi, Hanuman und Ganesh an den Wänden. Diese Götter haben für Inder eine Bedeutung, die Karmatheorie oder die Theorie der Reinkarnation sind für sie eine Selbstverständlichkeit. Sadhus oder wandernde Mönche gehören zum indischen Strassenbild. Für Hindus ist das Lebensziel Moksha: Die Befreiung aus dem endlosen Zyklus der Wiedergeburten. In Indien leben heute noch Menschen, die diesen Zustand erreicht haben – so genannte „Jivan Muktas“ - in diesem Leben befreite. In der traditionellen indischen Kultur geniessen sie ein ausserordentliches Ansehen. Im Kapitel „Die grossen spirituellen Meister unserer Zeit “ stelle ich einige dieser herausragenden Persönlichkeiten vor. Trotz Bollywood, Kastensystem, bitterer Armut und heiliger Kühe ist Spiritualität in Indien auch heute noch sehr lebendig.
 
Wir können die Götterwelt der Hindus getrost beiseite lassen, denn Yoga ist keine Religion. Es ist auch kein Glaube, sondern eine praktische Anleitung zur Verwirklichung des Absoluten. Es ist der Austausch einer fiktiven Wirklichkeit gegen der ultimativen Wirklichkeit, das Erreichen eines Endzustands, nachdem es nichts mehr gibt. Deshalb ist Yoga die universale Wissenschaft der Wirklichkeit. Universal, weil nicht abhängig von Ort, Zeit, und kultureller Einbettung. Der spirituelle Weg des Yoga wird im folgenden Kapitel dargestellt. Dem zentralen Begriff des Yoga - Moksha oder Erlösung - ist das darauf folgende Kapitel (Die Verwirklichung des Absoluten) gewidmet. Die Kapitel zur Gesellschaftsanalyse gehen der Struktur unserer Gesellschaftsform auf den Grund und stellen alternative Gesellschaftsentwürfe vor. Das letzte Kapitel ist den grossen spirituellen Meistern unserer Zeit gewidmet (mit Videobeiträgen).